Makler beauftragen

Wann sollten Sie einen Makler beauftragen?

Die Entscheidung, einen Immobilienmakler zu beauftragen, ist eine wichtige Überlegung beim Immobilienkauf oder -verkauf. Während ein erfahrener Makler wertvolle Dienste leisten kann, bedeutet sein Einsatz auch zusätzliche Kosten. Hier erfahren Sie, wann sich die Beauftragung eines Maklers lohnt und worauf Sie dabei achten sollten.

Was macht ein Immobilienmakler?

Ein Immobilienmakler fungiert als Vermittler zwischen Käufern und Verkäufern:

Aufgaben für Verkäufer

  • Marktbewertung: Professionelle Wertermittlung der Immobilie
  • Marketing: Erstellung von Exposés und Online-Präsentation
  • Besichtigungen: Organisation und Durchführung von Terminen
  • Interessentenprüfung: Qualifikation potenzieller Käufer
  • Verhandlungsführung: Preisverhandlungen und Vertragsgestaltung
  • Abwicklung: Begleitung bis zum Notartermin

Aufgaben für Käufer

  • Objektsuche: Identifikation passender Immobilien
  • Marktkenntnis: Einschätzung von Preisen und Lagen
  • Besichtigungsorganisation: Terminkoordination
  • Beratung: Aufklärung über Objektqualität und Marktlage
  • Verhandlungsunterstützung: Hilfe bei Preisverhandlungen
  • Netzwerk: Kontakte zu Finanzierungspartnern und Experten

Kosten und Provisionsmodelle

Aktuelle Gesetzeslage (seit 2020)

Das Bestellerprinzip regelt die Maklercourtage beim Verkauf von Wohnimmobilien:

  • Grundregel: Käufer und Verkäufer teilen sich die Maklerkosten
  • Maximal: Käufer zahlt höchstens so viel wie der Verkäufer
  • Transparenz: Alle Kosten müssen im Vorfeld offengelegt werden
  • Ausnahmen: Gilt nur für Wohnimmobilien, nicht für Gewerbe

Regionale Provisionen

Maklercourtage nach Bundesländern (geteilt):

  • Bayern, Baden-Württemberg: 6,0% + MwSt. (je 3,57% für Käufer/Verkäufer)
  • Berlin, Brandenburg: 6,0% + MwSt. (je 3,57% für Käufer/Verkäufer)
  • Hamburg, Bremen: 5,25% + MwSt. (je 3,125% für Käufer/Verkäufer)
  • Nordrhein-Westfalen: 6,0% + MwSt. (je 3,57% für Käufer/Verkäufer)
  • Sachsen, Thüringen: 5,95% + MwSt. (je 3,54% für Käufer/Verkäufer)

Wann lohnt sich ein Makler für Verkäufer?

Eindeutige Vorteile für Verkäufer

✅ Makler empfehlenswert bei:

  • Zeitmangel: Beruflich oder privat keine Zeit für Verkaufsabwicklung
  • Fehlende Erfahrung: Erster Immobilienverkauf
  • Emotionale Distanz nötig: Schwierige Verkaufssituation (Scheidung, Erbfall)
  • Komplexe Immobilie: Besondere Objekte (Denkmalschutz, Gewerbe)
  • Schwieriger Markt: Ungünstige Marktlage oder problematische Lage
  • Hoher Verkaufspreis: Luxury-Segment mit spezieller Zielgruppe

Mögliche Nachteile

  • Kosten: 3-4% des Verkaufspreises an Provision
  • Kontrollverlust: Weniger direkter Kontakt zu Interessenten
  • Qualitätsunterschiede: Nicht alle Makler arbeiten gleich professionell
  • Vertragsbindung: Meist mehrmonatige Exklusivverträge

Wann lohnt sich ein Makler für Käufer?

Situationen mit Maklervorteilen

✅ Makler hilfreich bei:

  • Ortsfremde Käufer: Unkenntnis des lokalen Marktes
  • Zeitmangel: Keine Zeit für intensive Objektsuche
  • Spezielle Anforderungen: Sehr spezifische Suchkriterien
  • Ersterwerbern: Fehlende Erfahrung beim Immobilienkauf
  • Investoren: Suche nach Renditeimmobilien
  • Netzwerk nutzen: Zugang zu nicht öffentlich beworbenen Objekten

Nachteile für Käufer

  • Zusätzliche Kosten: 3-4% des Kaufpreises
  • Interessenskonflikt: Makler verdient mehr bei höherem Preis
  • Eingeschränkte Auswahl: Nur Objekte aus dem Maklerportfolio
  • Zeitdruck: Makler möchte schnell verkaufen

Alternativen zum klassischen Makler

Online-Makler und Hybridmodelle

  • Vorteile: Niedrigere Kosten (1-2% Provision)
  • Service: Grundlegende Dienstleistungen online
  • Nachteile: Weniger persönliche Betreuung
  • Geeignet für: Standardimmobilien in guten Lagen

Eigenverkauf ohne Makler

  • Kostenersparnis: 6-7% des Verkaufspreises
  • Volle Kontrolle: Direkter Kontakt zu Interessenten
  • Aufwand: Hoher Zeit- und Arbeitsaufwand
  • Risiken: Rechtliche und preisliche Fehler möglich

Verkaufsberatung ohne Vollauftrag

  • Wertgutachten: Professionelle Preisermittlung (500-2.000€)
  • Marketing-Paket: Exposé und Fotos (300-800€)
  • Rechtsberatung: Vertragsgestaltung (500-1.500€)
  • Gesamtkosten: 1.500-4.000€ statt 3-7% Provision

Wie finden Sie den richtigen Makler?

Qualifikationen und Zertifizierungen

  • IHK-Zertifikat: Sachkundeprüfung nach §34c GewO
  • Verbandsmitgliedschaft: IVD, VDM oder andere Berufsverbände
  • Fortbildungen: Regelmäßige Weiterbildung
  • Spezialisierung: Expertise in Ihrem Immobilientyp

Auswahlkriterien

💡 Wichtige Bewertungskriterien

  • Lokale Marktkenntnis: Erfahrung in Ihrer Region
  • Referenzen: Erfolgreiche Verkäufe in ähnlichen Objekten
  • Marketing-Qualität: Professionelle Exposés und Online-Präsenz
  • Kommunikation: Erreichbarkeit und Transparenz
  • Netzwerk: Kontakte zu Finanzierern, Gutachtern, Notaren
  • Vertragsbedingungen: Faire Laufzeiten und Kündigungsklauseln

Red Flags bei der Maklerauswahl

  • Zu niedrige/hohe Preisschätzung: Unrealistische Bewertungen
  • Vorauskasse: Provision vor erfolgreichem Verkauf
  • Lange Vertragslaufzeiten: Mehr als 6 Monate Exklusivität
  • Schlechte Referenzen: Negative Online-Bewertungen
  • Mangelhafte Kommunikation: Schwer erreichbar oder unprofessionell

Maklervertrag richtig gestalten

Wichtige Vertragsbestandteile

  • Auftragsart: Alleinauftrag, einfacher oder qualifizierter Alleinauftrag
  • Laufzeit: 3-6 Monate mit Verlängerungsoption
  • Provision: Genaue Höhe und Fälligkeit
  • Leistungsumfang: Detaillierte Aufgabenbeschreibung
  • Kündigung: Kündigungsfristen und -gründe
  • Nachweispflicht: Nachweis der erbrachten Leistungen

Verhandlungsspielräume

  • Provisionshöhe: Bei teuren Objekten oft verhandelbar
  • Marketing-Budget: Wer trägt die Werbekosten?
  • Erfolgsgarantien: Mindestanzahl Besichtigungen vereinbaren
  • Reporting: Regelmäßige Verkaufsberichte

Erfolgsmessung: Woran erkennen Sie gute Maklerarbeit?

Verkäuferseite

  • Verkaufszeitraum: Durchschnittlich 3-6 Monate
  • Verkaufspreis: 95-100% des realistischen Marktwertes
  • Besichtigungsfrequenz: Mindestens 2-3 Termine pro Woche
  • Qualifizierte Interessenten: Ernsthafte Kaufinteressenten
  • Kommunikation: Regelmäßige Updates über Verkaufsfortschritt

Käuferseite

  • Objektauswahl: Passende Objekte entsprechend den Suchkriterien
  • Markteinschätzung: Realistische Preisbewertung
  • Zeitersparnis: Effiziente Besichtigungsorganisation
  • Verhandlungserfolg: Faire Kaufpreisfindung
  • Abwicklungsunterstützung: Hilfe bei Finanzierung und Notartermin

Rechtliche Aspekte der Maklertätigkeit

Maklerpflichten

  • Sorgfaltspflicht: Gewissenhafte Auftragserfüllung
  • Aufklärungspflicht: Information über Objektmängel
  • Neutralität: Interessensausgleich zwischen Parteien
  • Verschwiegenheit: Schutz vertraulicher Informationen
  • Nachweispflicht: Dokumentation der Vermittlungstätigkeit

Haftung und Versicherung

  • Berufshaftpflicht: Makler müssen versichert sein
  • Deckungssumme: Mindestens 260.000€ pro Schadensfall
  • Haftungsausschluss: Nur bei grober Fahrlässigkeit möglich
  • Verjährung: Ansprüche verjähren nach 3 Jahren

Markttrends und Zukunft der Maklerbranche

Digitalisierung

  • Virtual Reality: Virtuelle Besichtigungen
  • Online-Plattformen: Digitale Vermittlung
  • KI-Bewertung: Automatisierte Preisschätzungen
  • PropTech: Neue Technologien in der Immobilienwirtschaft

Veränderungen im Maklerberuf

  • Spezialisierung: Fokus auf Nischenmärkte
  • Beratungsqualität: Höhere Kundenerwartungen
  • Transparenz: Mehr Offenlegung von Kosten und Leistungen
  • Regulierung: Strengere gesetzliche Anforderungen

Entscheidungshilfe: Makler ja oder nein?

Checkliste für Ihre Entscheidung

Für Verkäufer - Makler empfohlen bei:

  • ☑️ Erster Immobilienverkauf
  • ☑️ Zeitmangel oder berufliche Belastung
  • ☑️ Emotionaler Verkauf (Erbschaft, Scheidung)
  • ☑️ Schwieriger Markt oder problematische Lage
  • ☑️ Komplexe oder hochpreisige Immobilie
  • ☑️ Fehlende Marktkenntnisse

Für Käufer - Makler hilfreich bei:

  • ☑️ Ortsfremde oder sehr spezielle Suche
  • ☑️ Zeitmangel für intensive Objektsuche
  • ☑️ Ersterwerbern ohne Erfahrung
  • ☑️ Bedarf nach Off-Market-Objekten
  • ☑️ Komplexe Finanzierungsstrukturen

Fazit

Die Entscheidung für oder gegen einen Makler hängt von Ihrer individuellen Situation ab. Während die Beauftragung eines qualifizierten Maklers durchaus Vorteile bringen kann, ist sie nicht in jedem Fall notwendig. Besonders bei Standardimmobilien in guten Lagen und bei erfahrenen Verkäufern kann der Eigenverkauf eine attraktive Alternative sein.

Wichtig ist eine ehrliche Einschätzung Ihrer eigenen Fähigkeiten, verfügbaren Zeit und Risikobereitschaft. Ein guter Makler kann mehr wert sein als seine Provision kostet - ein schlechter Makler hingegen kann Zeit und Geld kosten, ohne entsprechende Leistung zu erbringen.

Bei Win Tricks helfen wir Ihnen bei der Entscheidung, ob ein Makler für Ihre Situation sinnvoll ist. Alternativ bieten wir auch einzelne Beratungsleistungen an, mit denen Sie einen Großteil der Maklerkosten sparen können. Sprechen Sie uns an für eine individuelle Beratung.

← Vorheriger Artikel Zurück zum Blog →